Lukas Hendry an seinem Arbeitsplatz in der Pfarrei Schmitten.
Seit August leitet Lukas Hendry die Pfarrei Schmitten. Es ist eine verantwortungsvolle Position mit vielfältigen Aufgaben: Religionsunterricht, Firmvorbereitung, Gottesdienstplanung und die gesamte organisatorische Leitung. Was seine Arbeit besonders macht? Lukas ist seit 27 Jahren blind. Er zeigt, wie moderne Technologie berufliche Inklusion ermöglicht.
Der digitale Arbeitsalltag
Der Computer ist für Lukas ein zentrales Arbeitsinstrument. E-Mails beantworten, PowerPoint-Präsentationen für die Firmvorbereitung erstellen, Internetrecherchen, Excel-Tabellen für die Budgetplanung, all das gehört zu seinem Alltag. "Die häufigsten Programme, die ich nutze, sind Outlook und die Office-Programme", erzählt er.
Möglich macht das ein Screenreader namens JAWS, der alle Inhalte auf dem Bildschirm vorliest. Lukas arbeitet ausschliesslich über die Tastatur, verwendet aber keine speziellen Befehle, sondern die gleichen Tastenkombinationen, die alle nutzen können.
Innovation für mehr Selbstständigkeit
Lukas nutzt moderne Tools gezielt, um seinen Alltag unabhängiger zu gestalten:
Scanner mit OCR-Technologie: Bücher und Dokumente lassen sich mit dem Scanner digitalisieren, in Text umwandeln und anschliessend vorlesen. "Das funktioniert ganz einfach", erklärt Lukas.
Be My Eyes mit KI: Diese App war ursprünglich gedacht, um per Videoanruf Hilfe von Freiwilligen zu erhalten, etwa um Hausklingeln zu identifizieren. Inzwischen nutzt Lukas die KI-Funktion: "Ich kann ein Foto machen, und die KI beschreibt es mir. Ich kann auch spezifisch nachfragen, zum Beispiel: Was steht auf dem T-Shirt der Person?" Das Programm kann sogar Handschriften erkennen.
Braille-Drucker: Ein Braille-Drucker stanzt statt Farbe kleine Punkte ins Papier. Diese Punkte ergeben die Braille-Schrift, die man mit den Fingern ertasten kann.
Die Herausforderung: Barrierefreie Websites
Nicht alles funktioniert reibungslos. Ein grosses Problem sind Websites und Programme, die nicht barrierefrei gestaltet sind. Lukas nennt als konkretes Beispiel eine Kommunikationsplattform, die er als Lehrer in der Schule für den Austausch mit Eltern nutzt. Diese konnte er lange Zeit kaum bedienen. "Die Basis des Programmierens ist nicht HTML, und das ist nicht optimal", erklärt er. Nach intensivem Austausch mit dem Anbieter gibt es nun Verbesserungen.
Was hilft? "Wichtig sind zum Beispiel Sprunglinks – mit Alt+1 oder Alt+2 direkt zur Navigation oder zum Hauptmenü zu springen. Oder mit der H-Taste zwischen Überschriften zu navigieren, statt die ganze Webseite Zeile für Zeile durchzugehen."
Zusammenarbeit, die funktioniert
Bei der Einrichtung seines Arbeitsplatzes arbeiteten digifor und mit einem spezialisierten Team der Firma AccessAbility Hand in Hand. "Was ich positiv wahrgenommen habe: Man konnte anrufen, und man hat sich darum getan. Diese Erreichbarkeit, zum Beispiel bei Marco, der auch mal vorbeikam, um zu schauen, das hat gut funktioniert", berichtet Lukas.
Die Installation der Office-Programme übernahm digifor, während AccessAbility die spezialisierten Tools wie den Screenreader, das OCR-Programm und den Braille-Drucker einrichtete. Bei technischen Problemen half die gegenseitige Abstimmung: "Zum Beispiel mussten wir wissen, welche IP-Adresse noch frei ist für den Drucker, dann haben wir gemeinsam eine Lösung gefunden."
Tipps für Menschen mit Sehbeeinträchtigung
Was würde Lukas anderen mitgeben? "Geduld. Und mutig sein. Ausprobieren, ob man es vielleicht sogar selbst kann. Manchmal probiere ich etwas, dann geht es schief, aber dann weiss ich es beim nächsten Mal."
Seine Leidenschaft für Excel zeigt: Mit der richtigen Einstellung lassen sich komplexe Aufgaben meistern. "Ich habe mein ganzes Zeiterfassungsprogramm selbst in Excel programmiert. Man muss sich halt merken, wo man was einträgt, aber es funktioniert sehr gut."
Fazit
Lukas' Geschichte zeigt: Mit der richtigen technischen Unterstützung und durchdachter Barrierefreiheit ist selbstständiges, professionelles Arbeiten möglich. Die Technologie entwickelt sich stetig weiter. Von Screenreadern über Smartphone-Apps bis zu künstlicher Intelligenz.
Was bleibt zu tun? "Dass man alles bedienen kann", sagt Lukas. Webdesigner und Entwickler stehen vor der Herausforderung, optisch ansprechende Gestaltung mit Barrierefreiheit zu vereinen. Ein Spagat, der sich lohnt, für eine inklusive digitale Arbeitswelt.
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